Durch Wolfgang Schäubles Rede wurde Berlin wieder zur Hauptstadt

Wolfgang Schäuble bei seiner historischen Rede am 20. Juni 1991 im Bonner Bundestag. Foto: Screenshot von einer Aufzeichnung der Rede (Bundeszentrale für politische Bildung).

Anlässlich des Todes von Wolfgang Schäuble erinnern wir an eine seiner bedeutendsten Reden. Am 20. Juni 1991 warb er im damaligen Bonner Bundestag für Berlin als Bundeshauptstadt. Seine Rede wird als ausschlaggebend für die Abstimmung angesehen, die mit 338 zu 320 Stimmen für Berlin denkbar knapp ausfiel. Bonn galt als Favorit, doch Schäuble vermochte es, mit Leidenschaft und klugen Argumenten die Stimmung zugunsten Berlins zu drehen.

Wolfgang Schäuble machte deutlich, dass Berlin immer das Symbol für die Einheit Deutschlands gewesen war: „Wenn wir die Teilung überwinden wollen, wenn wir die Einheit wirklich finden wollen, brauchen wir Vertrauen und müssen wir uns gegenseitig aufeinander verlassen können. Deshalb gewinnt in dieser Entscheidung für mich die Tatsache Bedeutung, daß in 40 Jahren niemand Zweifel hatte, daß Parlament und Regierung nach der Herstellung der Einheit Deutschlands ihren Sitz wieder in Berlin haben werden.“

Wichtig war für Schäuble auch die europäische Perspektive: „Wir haben unsere Einheit gewonnen, weil Europa seine Teilung überwinden wollte. Deshalb ist die Entscheidung für Berlin auch eine Entscheidung für die Überwindung der Teilung Europas.“ Er schloss seine Rede mit den Worten: „Es geht um unser aller Zukunft, um unsere Zukunft in unserem vereinten Deutschland, das seine innere Einheit erst noch finden muss. Deswegen bitte ich Sie herzlich: Stimmen Sie mit mir für Berlin.“

Die Hauptstadt-Debatte wurde leidenschaftlich geführt und war eine parlamentarische Sternstunde; insgesamt gab es 107 Redebeiträge. Schäuble, damals Innenminister, war eigentlich gar nicht als Redner vorgesehen, mischte sich dann aber doch ein – und erhielt stehenden Applaus von allen Fraktionen.

Die Videoaufzeichnung und der Text von Schäubles Rede sind auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung vollständig dokumentiert.

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