„Mehr Mut zur Rhetorik“ – VRdS feiert 25-jähriges Jubiläum in Berlin

  • Gemischte Bilanz für die Redekultur
  • Politik weckt zu wenig Begeisterung für Demokratie
  • Neuer Preis für Wirtschaftsrhetorik an drei DAX-Unternehmen verliehen

Berlin, 14. Oktober 2023. Mehr „Mut zur Rhetorik“ fordert der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache e.V. (VRdS) von Rednerinnen und Rednern in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur. „Es gibt eine Tendenz, das weite Feld der rhetorischen Kür politischen Extremistinnen und Extremisten zu überlassen. Das ist verhängnisvoll für die demokratische Kultur in unserem Land“, sagte Verbandspräsident Peter Sprong am Rande der Feierlichkeiten zum 25jährigen Bestehen des VRdS in Berlin. Dabei stellte er klar: „Es geht nicht um unsachliche Polarisierungen. Wohl aber darum, dass auch Demokratinnen und Demokraten alle legitimen Mittel der sprachlichen Überzeugung nutzen sollten, um andere für ihre Werte und Ziele zu gewinnen.“

Im Rückblick auf ein Vierteljahrhundert ehrenamtlicher Arbeit für die Verbesserung der Redekultur in Deutschland unterstrich auch der Gründungspräsident und heutige Ehrenvorsitzende des VRdS, Thilo von Trotha, der u.a. für Bundeskanzler Helmut Schmidt arbeitete: „Im Umfeld der Sozialen Medien und angesichts aktueller Entwicklungen rund um das Thema Künstliche Intelligenz wird es immer wichtiger, eine konstruktive Streitkultur zu fördern, die klar in der Sache, aber respektvoll im Umgang ist.“ Den fest angestellten und freiberuflichen Redenschreiberinnen und Redenschreibern im deutschen Sprachraum, von denen rund 350 im VRdS organisiert sind, komme dabei eine besondere Verantwortung zu. 

Insbesondere in der Beratung von Rednerinnen und Rednern gehört es zu ihren Aufgaben, neben der rein sprachlichen Dienstleistung auch darauf hinzuwirken, dass Führungskräfte ihre Entscheidungen und Handlungen möglichst überzeugend erklären. So sagte Verbandspräsident Sprong an die Adresse der Bundesregierung: „Herr Scholz, reden Sie mit uns! Es reicht nicht, gute Gründe für eine bestimmte Politik zu haben. Teil guter Führung ist es auch, diese Gründe nachvollziehbar zu machen.“ Nur so sei verloren gegangenes Vertrauen in die politischen Institutionen zurückzugewinnen. 

Aber auch in der Wirtschaft fehlt es nach Beobachtung des Verbandes häufig noch immer an „rhetorischer Entschlossenheit“. „Wir sehen zwar seit Jahren eine Verbesserung der Redeleistung z.B. bei den Hauptversammlungen der DAX 40-Unternehmen. Verständlichkeit, Anschaulichkeit und Unterhaltungswert haben sich deutlich verbessert – ermuntert auch durch die seit 2014 durchgeführten Analysen des VRdS. Aber da bleibt noch immer reichlich Luft nach oben“, resümiert Verbandssprecher Patrick Maloney, der im Frühjahr ein 20-köpfiges Team aus Analystinnen und Analysten koordinierte, das nach Auswertung aller Hauptversammlungsreden in diesem Jahr erstmals den „VRdS-Preis für Wirtschaftsrhetorik“ vergab.

Ausgezeichnet wurden dabei die Vorstandsvorsitzenden der DAX-Unternehmen BASF, Adidas und Siemens in den Kategorien „Rhetorik“, „Auftritt“ und „Storytelling“. Die Preise überreichte der Verband im Rahmen seines Jubiläums am vergangenen Samstagabend in Berlin.