- Corona Hilfen verwirren und gehen am Bedarf von Freiberuflern vorbei
- Redenschreiber bieten digitale Krisenkommunikation und Coaching
Berlin/Königswinter, 21. April 2020 – Die Auftragslage bei freiberuflichen Redenschreibern ist stark eingebrochen. Corona-Hilfen werden oft nicht in Anspruch genommen, weil Förderbedingungen und Rückzahlungsmodalitäten unklar sind und an der Arbeitssituation von Freien vorbeigehen. Das ergab eine Umfrage unter den rund 450 Mitgliedern des Verbandes. Sie zeigt auch: Die Corona-Krise verändert den Redenschreiberberuf. Die Online-Kommunikation gewinnt an Bedeutung.
„Private und öffentliche Veranstaltungen sind komplett weggefallen und damit auch klassische Anlässe für Reden“, so Jacqueline Schäfer, Präsidentin des Verbandes der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS). 42 Prozent der freien Redenschreiber gaben an, dass ihre Auftragslage komplett eingebrochen ist, bei 30 Prozent um mehr als die Hälfte. „Das betrifft insbesondere Selbstständige, die sich auf Trauer- und Hochzeitsreden spezialisiert haben“, so Schäfer. „Aber auch Kolleginnen und Kollegen, die für Politik und Wirtschaft schreiben, mussten Einbußen hinnehmen.“
In dieser Situation greifen viele Freiberufler auf ihre Altersrückstellungen zurück, kürzen ihre Rentenzahlungen und Krankenversicherungsbeiträge und drohen am Ende in Hartz IV abzurutschen. „Das kommt einer Geschäftsaufgabe gleich, weil sich durch das ALG II die Kosten für die Aufrechterhaltung der Selbständigkeit nicht decken lassen“, so Schäfer.
Steuererstattung statt Alimentation
Die Mehrheit der Freiberufler zögert noch, Soforthilfen zu beantragen, weil Liquiditätsengpässe aufgrund von Umsatzausfällen erst in den kommenden Wochen erwartet werden. Ein weiterer Grund: „Es herrscht große Verunsicherung darüber, wem welche Hilfen zustehen, ob auch der Unternehmerlohn daraus bezahlt werden darf und was zurückgezahlt werden muss“, so Schäfer. „Hier bedarf es dringend einer Klärung, die der Arbeitsrealität freier Redenschreiberinnen und Redenschreiber gerecht wird.“
„Als Alternative zu alimentierenden Sonderfonds sollte ein Schadensausgleich durch Steuerrückerstattungen über die Finanzämter in Betracht gezogen werden“, schlägt VRdS-Präsidiumsmitglied Christian Gasche vor: „Umsatzausfälle lassen sich anhand zuvor geleisteter Umsatz- und Einkommenssteuerzahlungen leicht ermitteln. Es wäre fair, wenn ein Teil der Steuerzahlungen aus den Vorjahren jetzt in der Krise für den Ausgleich der Umsatzeinbußen zurückerstattet würden.“
Online- und Krisenkommunikation im Fokus
Trotz des Wegfalls klassischer Rede-Anlässe hat das gesprochene Wort Hochkonjunktur. Das zeigen nicht zuletzt die Videobotschaften der Bundeskanzlerin und des Bundespräsidenten. „Steinmeiers und Merkels Reden an die Nation wurden von den Bürgerinnen und Bürgern erwartet und aufmerksam verfolgt. Empathie und Sachlichkeit, Ruhe und Eindringlichkeit haben sich laut Umfragen ausgezahlt. Aber auch in Unternehmen ist die Ansprache der Mitarbeiter wichtiger denn je“, so Schäfer. „Viele freischaffende und festangestellte Redenschreiber haben diesen Trend erkannt und fokussieren sich mehr und mehr auf Texte und Coachings für Videoansprachen. Sie bieten ihre Rhetorik-Workshops jetzt auch online an und bedienen die gestiegene Nachfrage für Krisenkommunikation.“
So macht es beispielsweise die Heidelberger Redenschreiberin und Kommunikationsfachfrau Hilge Kohler: „Ich hoffe, dass die digitalen Initiativen und Formate, die jetzt gelauncht werden, Bestand haben werden. Bund und Länder können hier unterstützen und Innovation fördern.“