Bertold Brecht (1898 – 1956)
In den Zeiten von „Fake News“ hat es die Wahrheit immer schwerer, sich Gehör zu verschaffen. Ja, sie ist mühsam zu finden in unserer Zeit, in der Meinungen scheinbar wichtiger sind als Fakten. Und je lauter Meinungen zur Wahrheit erklärt werden, desto größer wird die Willkür oder Sorglosigkeit derer, die eigentlich die Wahrheit verteidigen müssten.
Dabei ist die Mühe um die Wahrheit die einzige Chance zur Verständigung in Konflikten. Und weil es immer mehr Konflikte mit sehr komplexen Ursachen und Wirkungen gibt, kommt es für Verhandlungen darauf an, dass beide Seiten sich auf eine gemeinsame Wahrheit verständigen. Aber wenn eine Seite nur Meinungen jenseits der tatsächlichen Sachverhalte vertritt, muss jeder Kompromiss scheitern.
Bertolt Brecht hat die obige Aussage 1939 im dänischen Exil geschrieben und sie seinem Galileo Galilei in den Mund gelegt. Er schrieb sie auch aus der bitteren Erkenntnis, dass die Lüge und die Propaganda der Nazis seit 1933 den Zweiten Weltkrieg vorbereiteten.
Wir erleben heute wieder einen verheerenden Umgang mit der Wahrheit. Damals haben viele geschwiegen, als sie noch den Mund aufmachen konnten. Zu viele haben nicht die Wahrheit verteidigt, sondern aus Opportunismus Meinungen angenommen.
Vor als allem Redner*innen aus Politik, Medien und Wirtschaft aber haben Sie es in der Hand, sich um die Wahrheit zu bemühen. Das ist zwar manchmal schwierig, aber aller Ehren wert.
7 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Brecht muß an irgendeiner Stelle gesagt haben, dass die Nazis genau wußten, dass die Juden nicht eine ominöse Weltregierung bilden. Und er muß dazu gesagt haben, warum sie es dennoch behaupten. Kennen Sie das Zitat und könnten es mir senden?
Dank im Voraus und freundliche Grüße
Es gibt gefühlt unendlich viele Erklärungen „der“ Wahrheit. Nur: „Die“ Wahrheit an sich gibt es bekanntlich nicht, da jede „Wahrheit“ nur ein Konstrukt aus Wahrnehmung und Interpretation ist. Oder mit anderen Worten in Anlehnung an Nietzsche: Der Mensch kennt nur das, was er sieht, nicht das, was objektiv ist. Er hält das, was er sieht, für die Wahrheit. Und was er sieht ist nur selten, möglicherweise nie, auch die Wirklichkeit. Insofern ist Brechts Aussage m.E. nur eine rhetorische.
Es gibt eine absolute Wahrheit und eine relative Wahrheit. Die relative Wahrheit hat jeder einzelne Mensch und es ist seine Meinung. Die absolute Wahrheit kannst du nur erkennen, wenn du die Illusion durchschaust. Das wiederum ist keine Anstrengung, nur etwas Übung und ein Durchdringen von Gewohnheit. Brecht hat Recht 🙂
Die Wahrheit zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie das Gute beabsichtigt, ohne dabei realitätsfern zu werden. Sie beinhaltet das Streben nach Werten wie Frieden und Freiheit und sie ist vor allem bereit etwas von sich zu opfern, um zu verwirklichen, woran sie glaubt. Ist eine derartige Haltung zu idealistisch? Oder ist sie vielmehr bloß eine natürliche Folge, ein Produkt jener Ursache, die ich als Wahrheit verstehe? Eine Folge, die auf die Existenz ihrer Ursache hinweist…
Mit guten Grüßen!
Michal
Eine Meinung jenseits der klaren Sachverhalte ist keine Wahrheit!
Wenn eine Wahrheit nicht augenscheinlich ist, muß sie nachgewiesen werden.
Eine wahrhaftige Aussage steht im Gegensatz zur Lüge. Sie besitzt Eindeutigkeit, Gewissheit, Klarheit, Offensichtlichkeit.
Sie ist dem Irrtum und der Illusion entgegengesetzt.
Sie unterscheidet sich vom Irrtum dadurch, dass sie auch fortbestehen kann.
Ungewissheit, Unklarheit, Unsicherheit sind das Gegenteil.
„Lügen wie gedruckt“ von Huhn, Klaus lesen
Den Meinungen zu absoluter und relativer Wahrheit stimme ich durchaus zu.
Dennoch, das von B.Brecht in seinem Werk verwendete Textstück gestatte ich mir, an einem Beispiel als zutreffend für absolute Wahrheit zu deuten:
Wenn also ein studierter Mediziner behauptet, dass Impfstoffe keine schädigenden Nebenwirkungen auf den menschlichen Körper hätten, dann ist er entweder ein schlechter Fachmann oder/und(?) ein Lügner.
Da die Ausbildung von Medizinern das Thema beinhaltet, sollte der Mann, der immerhin promoviert hat, es also wissen. Von daher …