US-Workshop: KI-Kniffe für Kommunikationsprofis

Wie können Kommunikatoren KI sinnvoll einsetzen? Wie nutzen wir KI-Tools für Recherche, Redeentwurf und -feinschliff oder die Kommunikationsplanung? Und welche KI-Prompts funktionieren in der Praxis?  Der vierteilige Online-Workshop „AI for Speechwriting & Executive Communication“, initiiert von der Professional Speechwriters Association (USA) und unterstützt vom Verband der Redenschreiber deutscher Sprache, brachte Kommunikationsprofis von beiden Seiten des Atlantiks zusammen, um genau das zu klären.

Der Kurs setzte konsequent auf Anwendung: Dozent Brent Kerrigan, selbst langjähriger Redenschreiber, demonstrierte maßgeschneiderte Prompts live. Die Teilnehmenden testeten diese parallel im eigenen ChatGPT-Fenster, passten die Befehle für ihren individuellen Bedarf an und teilten Ergebnisse in der Runde. Dabei im Fokus: Recherche, Struktur, Formate, Stil sowie Ethik und Qualitätsstandards.

KI ordnet Fakten, priorisiert Argumente und kann „blind spots“ von Redeschreiber:innen aufdecken. Sie schreibt zwar keine Rede, aber sie beschleunigt deren Vorbereitung und verschafft mehr Zeit für das, was nur Menschen können: Storytelling, dramaturgische Entscheidungen, Zuspitzungen, Stakeholder-Management.

In der Praxis dienen uns ChatGPT, Claude, Grok und Co richtig eingesetzt als patente Sparringspartner: Zahlen in den Kontext einordnen, passende Metaphern finden, Les- und Hörbarkeit prüfen oder den Ton einer Rede an den kulturellen Background der Zielgruppe anpassen. Mit den richtigen Prompts ist das alles deutlich einfacher und schneller möglich. Darüber hinaus kann generative KI für das gesamte Aufgabenspektrum der Kommunikation nützlich sein – von der Briefing-Vorbereitung bis zur Sentiment-Analyse.

Drei Take-Aways für die Praxis

• Prompts wie Mini-Briefings: Rolle, Ziel, Publikum, Kontext, Form, Regeln – so liefert KI verwertbare Entwürfe statt Phrasendrescherei oder bloßen Wortschmuck. KI macht besser, wenn wir klar führen.
• KI ähnelt einem Kaleidoskop: Sie setzt vertraute Fragmente immer neu zusammen und verstärkt Muster. Die Bilder wirken oft auf den ersten Blick stimmig, sind aber nicht automatisch wahr. Wo der Blick unscharf ist, halluziniert die KI.
• Ergebnisse kritisch hinterfragen: Prompts grundsätzlich mit Fact-Checking-Komponente versehen: „Erfinde keine Daten und Beispiele. Verwende nur echte, überprüfbare Informationen aus glaubwürdigen Quellen“. Heikle Behauptungen markieren und belegen lassen.
Brent Kerrigan © 2025

Kleine Aha-Momente

• Der „Paragraph-from-Hell“: Wie man zugelieferte, floskelhafte oder bürokratische Redebausteine schnell in brauchbaren Text transformieren kann.
• Personalisierung nutzen: ChatGPT (Pro-Version) bietet die Möglichkeit, Eigenschaften und Charakter der KI im Nutzerprofil genau zu definieren. Auch die eigenen Datenschutzpräferenzen können und sollten hier hinterlegt werden.
• Vom Bildschirm ins Ohr: Die Vorlesefunktion von ChatGPT – ein nützliches Tool, um Textpassagen direkt auf Hörbarkeit zu testen.
Brent Kerrigan © 2025

 

Fazit: Generative KI gehört in den Werkzeugkasten von Kommunikationsprofis und kann unser Repertoire sinnvoll erweitern. Richtig eingesetzt macht sie schneller bei Ideensammlung, Struktur und Feinschliff von Texten. Sie ist aber keine Wunderwaffe. Menschen bringen abstraktes Denken, Sinn, Kontext und Ethik ein. Wir fragen nach dem „Warum“; die KI optimiert nur das „Wie“. Zu steuern, zu beurteilen und zu entscheiden, was passt und was nicht – genau darin liegt der professionelle Mehrwert von Redenschreiber:innen. „Smarter. Faster. Better. Still you.

Claus Königs

Claus Königs ist Senior Manager CEO Communications bei der Infineon Technologies AG.

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