World Speech Day: Erinnerung an Erika Manns Rede gegen Adolf Hitler vor 85 Jahren

Berlin, 15. März 2022 – Am heutigen World Speech Day erinnert der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) an den Redeauftritt von Erika Mann am 15. März 1937 im Madison Square Garden in New York. Darin hatte sich die Tochter des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann und Enkelin der Feministin Hedwig Dohm schwerpunktmäßig mit der Rolle der Frau im Dritten Reich beschäftigt – und die Hoffnung geäußert, dass die Frauen, die Hitler begeistert gewählt hätten, enttäuscht von gebrochenen Versprechen auch eine wichtige Rolle spielen würden, um die Naziherrschaft zu überwinden. 

Die Rede war der  Startschuss für Erika Manns Karriere als Vortragsrednerin, die von vielen angesichts der BBC-Radioansprachen ihres Vaters  oft übersehen wird. Thomas Manns Reihe „Deutsche Hörer“, mit denen er sich aus dem Exil in der Muttersprache an seine Landsleute wandte, trägt jedoch auch die Handschrift der Tochter, des „kühnen und herrlichen Kindes“ wie der Vater sie einst beschrieb. Erika war es, die den Vater überzeugte, Stellung zu beziehen und seinen Ruf und Einfluss zu nutzen. Sie war es, die seine Reden redigierte. Und sie war es, die aus dem unpolitischen Thomas Mann eine der wichtigsten deutschen Stimmen gegen Hitler machte. Erika Mann hatte das Wort und die Wahrheit als Waffe gegen die Diktatur perfektioniert. Was als Kabarettistin begann, setzte sie als Rednerin und später als Kriegsreporterin fort. Schon 1935 hatte ihr Joseph Roth geschrieben: „Sie machen zehnmal mehr gegen die Barbarei als wir alle Schriftsteller zusammen.“

„Die Kraft des Wortes und der Wahrheit, die Erkenntnis durch Enttäuschung – vielleicht können sie heute noch eingesetzt werden. Eine oder einer allein wird es nicht schaffen. Aber viele Stimmen könnten die Stimmung drehen. Es käme auf einen Versuch an“, so Jacqueline Schäfer, Präsidentin des VRdS. Einen Blogbeitrag und Hintergrundinformationen zur Rede finden sie unter: https://vrds.de/wahrheiten-als-waffe-gegen-die-diktatur-und-die-macht-der-soldatenmuetter/