Berlin, 5. März 2018 – Die Diskussion um das Gendern der Nationalhymne hat der Gleichstellungsbeauftragten des Bundesfamilienministeriums viel Häme eingebracht. Gendersternchen und hölzerne Wortkonstruktionen, die eine biologische Zuordnung vermeiden sollen, polarisieren die Gesellschaft. Anlässlich des Weltfrauentages fordert der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) mehr Sachlichkeit – und vor allem mehr Mut zum angemessenen Sprachgebrauch.
„Frauen müssen in unserer täglichen Sprache sichtbarer werden“, so VRdS-Präsidentin Jacqueline Schäfer. „Sprache prägt das Bewusstsein: Wer nur von Ärzten und Ingenieuren und nie auch in der weiblichen Form spricht oder schreibt, trägt dazu bei, dass die meisten Leser oder Zuhörer auch nur Männer vor Augen haben.“ Dies sei durch Forschung belegt. Ähnliches gelte für „typische Frauenberufe“ wie Krankenschwester oder Erzieherin: „Männer kommen hier nicht vor.“ Doch nicht immer sei eine geschlechterneutrale Sprache zielführend. „In unserer Sprache haben Wörter ein grammatisches Geschlecht, das unabhängig vom natürlichen Geschlecht zu sehen ist. Der Begriff ,Mitglied‘ ist sächlich, kann aber selbstverständlich auf Frauen und Männer angewandt werden, so wie ein Gast natürlich auch weiblich ist. Sprachlicher Unfug wie Gästinnen oder Mitgliederinnen verletzen nicht nur das Sprachgefühl, sie tragen auch nicht dazu bei, dass Frauen in ihrer Kompetenz wahrgenommen werden.“ Der VRdS fordert daher Achtsamkeit im Umgang mit Sprache. „Es gibt kein grundsätzliches Richtig oder Falsch, sondern nur eine fahrlässige oder eine reflektierte Ansprache“, so Schäfer. „Mehr als grammatisches Hickhack brauchen wir eine Haltung, in der Gleichberechtigung selbstverständlich und unverkrampft zum Ausdruck kommt.“