Königswinter, 9. Dezember 2022 – Vor dem Hintergrund der anhaltenden landesweiten Proteste in Iran erinnert der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) an die Rede, die die iranische Menschenrechtsanwältin Shirin Ebadi am 10. Dezember 2003 in Oslo bei der Entgegennahme des Friedensnobelpreises gehalten hatte. „Ohne Zweifel wird die Wahl meiner Person eine Inspiration für die vielen Frauen sein, die für die Durchsetzung ihrer Rechte kämpfen,“ hatte sie damals gesagt und die Weltöffentlichkeit auf die Frauendiskriminierung in ihrer Heimat hingewiesen. 19 Jahre später sind es Millionen Frauen – und Männer – , die wie Shirin Ebadi den Mut haben, ihre Stimme gegen das iranische Regime zu erheben.
Shirin Ebadi war die erste muslimische Frau, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Der damalige Uno-Generalsekretär Kofi Annan hatte die Zuerkennung des Preises mit der Hoffnung verbunden, die Ehrung werde mehr Frauen ermutigen, öffentlich ihre Rechte einzufordern. Dass es dazu kommen werde, davon war Shirin Ebadi schon damals überzeugt: „Der Friedensnobelpreis wird den iranischen Frauen und vielen darüber hinaus den Glauben an sich selbst geben,“ sagte sie in ihrer Rede vor dem Nobelpreiskomitee.
Der VRdS beschäftigt sich in einem aktuellen Blogbeitrag mit der Rede Shirin Ebadis, die damals klare Worte gefunden hatte: „Frauen sind die Hälfte der Weltbevölkerung. Frauen zu übersehen und sie auszuschließen von einer aktiven Teilnahme an dem politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben: Das bedeutet in Wirklichkeit, die ganze Bevölkerung der Hälfte ihrer Möglichkeiten zu berauben. Die patriarchalische Kultur und die Diskriminierung der Frauen, besonders in islamischen Ländern, wird nicht auf ewig andauern können.“
Gleichwohl hatte Shirin Ebadi als gläubige Muslimin darauf hingewiesen, dass „die Frauendiskriminierung in islamischen Staaten, sei es nun im Zivilrecht oder hinsichtlich sozialer, politischer und kultureller Gerechtigkeit“ seine Wurzeln nicht im Islam habe, sondern „in der patriarchalischen und männerdominierten Kultur, die in diesen Gesellschaften vorherrscht.“
Der Redenschreiberverband erachtet Shirin Ebadis Nobelpreisrede als bedeutsame Quelle zum Verständnis der aktuellen Protestwelle in Iran und als Beweis dafür, was eine einzelne mutige Stimme bewirken kann. Dennoch bedarf es auch der Unterstützung aus dem Ausland, um den Protestierenden in Iran Gehör zu verschaffen. Um so mehr begrüßt der VRdS die deutlich vernehmbaren Stimmen von Enissa Amani, Negah Amiri, Minah Ahadi, Golineh Atai, Düzen Tekkal und vielen anderen Iranerinnen und Frauen mit iranischen Wurzeln, die in Deutschland durch ihre Auftritte und Veröffentlichungen über die Lage im Iran aufklären und zur Solidarität mit den Protestierenden aufrufen.
Zum ausführlichen VRdS-Beitrag mit Verweisen auf den Original-Redetext von Shirin Ebadi geht es hier.