Beste HV-Redner: Vier High-Tech-Konzerne dicht auf den Fersen von Rekordmeister Höttges

Er hat es wieder geschafft: Telekom-Vorstand Timotheus Höttges ist erneut bester Hauptversammlungs-Redner eines DAX-30-Unternehmens. Zu dem Ergebnis kamen die Analysten und Analystinnen des Verbands der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS). Auch der letzte Redner der diesjährigen HV-Saison, Volkswagen-CEO Herbert Diess, konnte daran nichts ändern. Doch erstmals siegte der Bonner Konzernchef nur knapp. BMW-Chef Oliver Zipse konnte wie Höttges mit einer starken Rede und einer fast perfekten Inszenierung punkten. Dritter – mit etwas Abstand – wurde Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender von Daimler.

Rhetorik lebt von Sprache und Performanz

„Das, was in der klassischen Rhetorik Performanz genannt wird, hat vor allem bei digitalen Formaten an Bedeutung gewonnen. Die Aufmerksamkeit eines digitalen Publikums erreicht niemand mehr ausschließlich mit einem guten Redemanuskript. Betonung, Stimme und Körpersprache und Blickkontakt bringen starke Texte erst richtig zur Geltung und lassen die Persönlichkeit sichtbar werden“, so VRdS-Präsidentin Jacqueline Schäfer. „Wer richtig punkten will, muss sich und seine Botschaft auch optimal in Szene setzen. Das gilt bei Präsenzveranstaltungen und für digitale Formate erst recht“, so Christian Gasche, Pressesprecher des VRdS und Koordinator des Analyseprojektes. Entscheidend sei jedoch, dass Auftritt und Inszenierung eine starke Rede nicht ersetzen können: „Ein großer Auftritt ohne Inhalt bleibt oberflächlich, starke Aussagen, die nicht richtig präsentiert werden, verpuffen“, so Schäfer.

„Höttges entwickelt sich zum Bayern München der HV-Redner“, betont Christian Gasche, „ihm ist es erneut gelungen, neben einem guten Redetext mit einem überraschenden Auftritt zu überzeugen, bei dem er seine Produkte und Botschaften perfekt inszeniert hat. Das Publikum wurde durch geschickten Einsatz aller digitalen Möglichkeiten regelrecht in die Szene hineingezogen.“

 

Publikum verlangt nach Persönlichkeiten

Auffallend: Unter den ersten Fünf liegen Unternehmen, die einen starken Technikbezug haben und mit ihren Produkten und Dienstleistungen zu den Vorreitern der Digitalisierung gezählt werden können. Drei Automobilhersteller, ein Telekommunikationsunternehmen sowie die Deutsche Börse, die sich gemeinsam mit Volkswagen Rang Vier teilt. Christian Gasche: „Interessant ist, dass in diesem direkten Vergleich Telekom, BMW und Volkswagen mit der Inszenierung die Nase vorn hatte, während die Deutsche Börse mit einem starken, gut vorgetragenen Redetext punkten konnte. Gute Redenschreiberinnen und Redenschreiber liefern deshalb nicht nur perfekte Manuskripte, sondern auch mindestens Anregungen, wie Produkte und Persönlichkeit des Redners oder der Rednerin perfekt in Szene gesetzt werden.“ VRdS-Präsidentin Jacqueline Schäfer empfiehlt den CEOs, mehr Mut zur Sichtbarkeit zu entwickeln: „Der Trend zu kurzen Sätzen wird mittlerweile übertrieben. Eine permanente Aneinanderreihung von Drei-Wort-Sätzen kann nicht jeder sprechen. So wird aus einem Stakkato schon mal ein Stammeln oder Leiern. Wenn der jeweilige Duktus der Redner immer ähnlicher klingt, geht die Persönlichkeit verloren. Doch das Publikum verlangt danach zu spüren, wer zu ihm spricht. Das Optimieren der Reden sollte deshalb immer den Redner spiegeln. Und wer redet, sollte üben, üben, üben.“

 

Die Top 10 der HV-Saison 2021

  1. Timotheus Höttges, Deutsche Telekom AG
  2. Oliver Zipse, BMW AG
  3. Ola Källenius, Daimler AG
  4. Theodor Weimer, Deutsche Börse AG und Herbert Diess, Volkswagen AG*
  5. Dominik von Achten, HeidelbergCement AG
  6. Rolf Buch, Vonovia AG
  7. Christian Sewing, Deutsche Bank AG
  8. Werner Baumann, Bayer AG
  9. Nikolai Setzer, Continental AG

* Nach der olympischen Ranking-Logik: Gibt es auf einem Medaillenrang eine Doppelplatzierung, fällt der nächste Rang weg.

 

Über den VRdS und das HV-Projekt

Der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) engagiert sich für die Interessen seiner Mitglieder und fördert die Redekultur im deutschsprachigen Raum. Seit 2014 analysiert er die CEO-Reden auf Hauptversammlungen und stellt die Analysen den Unternehmen kostenfrei zur Verfügung. Ziel des VRdS ist es, konstruktive Kritik zu geben, um die Redekultur zu verbessern. Aus diesem Grund publiziert der Verband auch nur die zehn Bestplatzierten und nicht ein komplettes Ranking.

Über die Bewertungskriterien und das diesjährige Projekt berichten wir in einem ausführlichen Blog-Beitrag.