Albert Camus (1913 – 1960)
Die Pandemie mag ihren Höhepunkt überschreiten, das normale Leben kehrt irgendwann zurück. Vermutlich haben Sie als öffentliche Person in letzter Zeit auch nach Worten gerungen wie die Politiker in Bund, Ländern und Kommunen.
Zwischen Panik und gelassener Aufmerksamkeit kommentierten die Akteure die Berichte über die neuesten Fall- und Todeszahlen. Anfangs belustigten sich viele Bürger*innen, sie würden doch ihr Leben nicht umstellen. Alte und Junge lachten über eine unbegreifliche Gefährdung. Bis die Pest immer fester zupackte, der Tod global allgegenwärtig wurde.
Wie in dem Roman „Die Pest“ von Albert Camus wurde die Pandemie so gefährlich, weil sie so absurd in das Leben der Menschen eintrat. Gleichgültigkeit gegenüber dem Unabwendbaren und Anstand bei der Bewältigung der Krise waren bald schon zwei Seiten einer Medaille.
Der Direktor des Gymnasium Alessandro Volta in Mailand schrieb Mitte März einen Brief an seine Schüler, die zuhause bleiben mussten: „Benutzen wir unsere Vernunft, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Wenn wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule.“
Domenico Squillace brachte damit auf den Punkt, was auch Dr. Bernard Rieux aus Camus‘ „Pest“ leitete: „Was mich interessiert ist, ein Mensch zu sein.“ Er half uneigennützig den Opfern; wie bei uns auch die Ärzt*innen und Pflegenden. Wir können ihnen gar nicht genug dafür danken.